„An der deutschen Ostgrenze von Oberschlesien bis zum Baltikum setzten sich in den Jahren 1919/20
schwache Freikorps gegen die Übergriffe und den Ansturm roter Banden und Truppen zur Wehr, die
entschlossen waren, deutsche Gebietsteile im Osten zu erobern und das Land zu bolschewisieren."
Aus dieser Notlage heraus entstand auch in Württemberg im Februar 1919 ein Freikorps, welches von
General Haas in Münsingen aufgestellt wurde. Zahlreiche alte Frontsoldaten aber auch junge,
ungediente Freiwillige meldeten sich zu der Freiwilligen-Abteilung Haas, die sehr bald eine Stärke
von einer Brigade (an die 3000 Mann) erreichte.
Posteingangsstempel Juni 1919
Das 1. Freiwilligen-Regiment unter Oberstleutnant Freiherr Seutter von Loetzen
wurde aber schon im April 1919 zur Niederschlagung der kommunistischen Aufstände in Bayern in Marsch
gesetzt. Als Detachement Seutter war es an der Beseitigung der Spartakistenherrschaft in Augsburg und
München in den Monaten April bis Mai 1919 beteiligt. Mitte Mai 1919 sollte ein 2. Freiwilligen-Regiment
unter Oberst Schäfer aufgestellt werden, jedoch kam es nur noch zur Bildung eines Aufstellungsstabes
unter Major Woltmann als Stabsoffizier zur besonderen Verwendung, da ab Juni 1919 mit der Bildung der
Vorläufigen Reichswehr begonnen wurde. Die Angehörigen der Freiwilligen-Abteilung Haas wurden dann im
Sommer 1919 in die Württ. Reichswehr-Brigade 13 überführt, Kommandeur der Brigade war General Haas,
welche aus den Schützen-Regimentern 25 (Stuttgart) und 26 (Ulm) bestand.
Das 1. Württ. Freiwilligen-Regiment, aufgestellt im Februar 1919 in Münsingen bestand offiziell bis zum
31.05.1919.
Die Soldaten erhielten Ende März 1919 (Mitte März genehmigt) ein Eichenlaubabzeichen, welches am Kragen
zu tragen war.
Kragenabzeichen des Freikorps
Dieses Abzeichen musste offiziell nach Überführung in die
Reichswehr-Brigade 13 abgelegt werden.
Eine weitere Besonderheit war ein „Erinnerungsblatt zum Andenken an die Befreiung Augsburgs“, welches
an die über 1500 Angehörigen des Detachement’s Seutter für ihre Teilnahme an den Kämpfe Ende April 1919
vergeben wurde.
Regiments-Führer war Major, später Oberstleutnant Freiherr Seutter von Loetzen,
sein Regiments-Adjutant war Oberleutnant Allmendinger.
Das Regiment bestand aus dem:
I. Bataillon
II. Bataillon
(Feld-) Artillerie-Abteilung, Kommandeur Hauptmann Wiedtemann
Kavallerie-Eskadron (Eskadron Krause) Ltn. Haid (stellv. Eskadronführer)
Pionier-Kompanie
Fuhrpark-Kolonne
Stärkenachweis Anfang März 1919:
90 Offiziere, 2442 Unteroffiziere und Mannschaften
722 Pferde, davon 252 Reit-, 258 Stangen-, 160 Vorder- und 52 schwere Pferde
174 Fahrzeuge
Das Regiment war als Detachement bei Aufständen ab 28. April 1919 in Augsburg
und ab dem 4. Mai 1919 in München eingesetzt.
Die Pionier-Kompanie, welche in Bayern den Gehorsam verweigert hatte, wurde nach Münsingen
zurückbefördert und dort am 16. Mai 1919 aufgelöst.
Das Bild zeigt einen Angehörigen des "Freikorps Haas", den Unteroffizier Karl Herzog.
Er trägt eine umgearbeiteten "Feldbluse" der alten Armee,
diese wurde mit aufgesetzten Brusttaschen ergänzt. Die Achselklappen sind die seines ehemaligen Truppenteils, dem
Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen (2. Württ.) Nr. 120 (Garnison Ulm).
Auf dem Kragen trägt er den Eichenbruch des Freikorps Haas. An Auszeichnungen trägt er auf linken Brusttaschenklappe
am Knopfloch das Band der "württ. Silbernen Militärverdienstmedaille", daneben das Band des "Eisernen Kreuzes". Auf der Quetschfalte
der Brusttasche trägt er das "Silberne Verwundetenabzeichen".
Als Seitenwaffe trägt er einen sogenannten Grabendolch mit der württ. Unteroffiziers-Troddel.
Die Aufnahme wurde Ende Juni 1919 in Münsingen gemacht.
Mit Auflösung der Freiwilligen-Abteilung Haas im Sommer 1919 wurde das 1. Württ. Freiwilligen-Regiment
in das selbstständige
Württ. Jäger-Bataillon umgegliedert, das am 1. Juli 1919 vom Truppen-Übungsplatz
Münsingen zunächst nach Heilbronn und mit dem 1. Oktober 1919 nach Weingarten verlegt wurde. Im Zuge
der Heeresverringerung (Übergangsheer) erfolgte seine Eingliederung als I. Bataillon in das
Reichswehr-Schützen-Regiment 26. Am 27. September 1920 traf das Bataillon unter seinem Kommandeur,
Oberstleutnant Freiherr Seutter von Lötzen in Ulm ein. Das bisher dort liegende II./26 war unter Abgabe
von Teilen, u. a. auch an das I. Bataillon aufgelöst worden. Ab den 1. Januar 1921 trug das Bataillon
die Bezeichnung III. (Jäg.) Btl. Inf.-Rgt. 13 des Reichsheeres.
Die 10., 11. und 12. (MG) Kompanie befanden sich in der Wilhelmsburg, der Bataillons-Stab sowie die
9. Kompanie in der Kienlesberg-Kaserne.
Die Kavallerie-Eskadron ging im Württ. Kavallerie-Regiment 13 der Vorläufigen Reichswehr und der des
Übergangheeres auf.
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